Schlechte Zahlungsmoral: Unternehmen in Deutschland besonders betroffen

Rund 90% der befragten Unternehmen in Westeuropa sind in den vergangenen zwölf Monaten zu spät von einem oder mehreren Geschäftskunden bezahlt worden. In Summe waren fast 40% des Gesamtwertes der Forderungen am Fälligkeitstag noch unbeglichen. Das zeigt das aktuelle Zahlungsmoralbarometer des Kreditversicherers Atradius, das das Zahlungsverhalten von Unternehmen in Westeuropa untersucht.

Demnach sind deutsche Lieferanten zuletzt häufiger als im westeuropäischen Durchschnitt von verspäteten Zahlungen betroffen gewesen. Hier gaben 93% der Befragten an, im vergangenen Jahr von einem oder mehreren Geschäftskunden zu spät bezahlt worden zu sein (Westeuropa gesamt: 88,5%). Nur in Italien liegt dieser Wert mit 94% aktuell höher. Als häufigsten Grund für Zahlungsverzögerungen geben deutsche Unternehmen Liquiditätsprobleme des Kunden an, sowohl bei Inlands- als auch bei Auslandsgeschäften. Der Anteil von B2B-Forderungen, die deutsche Befragte als uneinbringlich angaben und die in der Folge abgeschrieben werden mussten, liegt dem aktuellen Atradius-Zahlungsmoralbarometer zufolge bei 0,8%. Uneinbringliche B2B-Forderungen im Inland treten demnach meistens in den Branchen Chemie, Bauwesen, langlebige Verbrauchsgüter und Dienstleistungen auf.

Kreditwürdigkeitsprüfung gefragt
Die befragten Unternehmen in Westeuropa sind sich bewusst, dass ein effektiver Schutz vor Forderungsausfällen unerlässlich ist, um die eigene Rentabilität zu gewährleisten. In Deutschland geben 40 % der Umfrageteilnehmer an, dieses Jahr die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden und die Geschäftsbilanzen intensiver prüfen zu wollen. Rund 35% der deutschen Lieferanten nannten die stärkere Kontrolle des Kundenkreditrisikos als weitere Maßnahme.